Dazu gibt es noch viele Dinge, von denen wir nichts in den Nachrichten hören, die aber für viele Menschen den Tod gegenwärtiger sein lassen als das Leben: Einsamkeit, Hunger, Depressionen, keine Aussicht auf Zukunft. Die Spannung zwischen Tod und Leben, zwischen Mutlosigkeit und Hoffnung ist gerade in diesen Tagen zwischen Karfreitag und Ostern besonders greifbar. Unsere Wirklichkeit ist oft doppeldeutig: da erleben wir nebeneinander den Tod und das neue Leben, Liebe und Hass, Zerstörung und Neubeginn. Die Frauen damals am Ostermorgen haben das auch so erlebt. Erst langsam sind die Worte in ihr Herz gedrungen: „Jesus ist nicht hier. Er ist auferstanden!“ Schritt für Schritt ist die Botschaft dann weitergegangen und hat Kraft geschenkt. Durch die Jahrtausende ist sie gewandert, hat Menschen erreicht und berührt und ihnen Hoffnung ins Herz gepflanzt, ist gewachsen und hat sich durchgesetzt, ist nicht mehr unterzukriegen, egal wie viel Leid auf der Welt auch noch geschieht. Manchmal sind die Bilder des Lebens kraftvoll und stark wie leuchtende Tulpen, manchmal sind sie zart wie die Blüten des Mandelbaums. Manchmal feiern wir Ostern auch gegen den Augenschein, wie in den Momenten, in denen sich die Knospen noch nicht richtig zeigen. Aber ich will es wagen, der Botschaft zu trauen: Jesus ist auferstanden! Der Morgen ist angebrochen, das Licht der Sonne vertreibt die Dunkelheit. Der Mandelzweig blüht und treibt und zeigt, dass die Liebe und das Leben bleibt.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Osterfest.
Ihre Pfarrerin Grit Plößel |